Die Freikörperkultur (FKK) ist eine Lebenseinstellung, mit der sich viele Menschen vor allem im Nordosten Deutschlands identifizieren. Nach längst etablierten FKK-Stränden gibt es seit über drei Jahren auch offizielle Wanderwege, auf denen sich Nudisten alleine oder in nackter Gesellschaft als Teil der Natur fühlen können.

Wer einmal eine längere Strecke gewandert ist, merkt es schnell: Die Kleidung reibt nicht nur auf der Haut, sie ist schweißnass und riecht womöglich auch noch unangenehm. Wer jetzt meint, das sei der Hauptgrund für FKK-Wanderer, sich ihrer Klamotten zu entledigen, der irrt: Im Mittelpunkt des Nacktwanderns steht das Erlebnis der Natur, und sich selbst als Teil davon zu verstehen.

Viele erkunden nur mit einem Rucksack bekleidet die Natur, bepackt mit Proviant und einem Handtuch – nicht nur für ein spontanes Bad im See, sondern auch, um sich bei Pausen hinsetzen zu können. Allerdings braucht man einen rückenfreundlichen Rucksack, der nicht scheuert. Ist man lange unterwegs, ist Kleidung trotz alledem unerlässlich für den Fall, dass man irgendwo einkehren muss.

Die Nudisten sehen im Nacktwandern buchstäblich den Weg, viele zusätzliche Eindrücke wie Wind, Sonnenstrahlen oder Regen intensiver zu erleben – mehr als Textilträger es je könnten. Wer diese Gefühle nicht alleine erleben möchte, kann sich zahlreichen Wanderguppen anschließen. Organisierte und angemeldete FKK-Touren in Deutschland waren bis 2010 nichts Neues. Der Trend geht aber soweit, dass es mittlerweile zwei offizielle Nacktwanderrouten gibt und eine dritte in Planung ist.

FKK-Wege in Europa

Anders als in Deutschland ist das Nacktwandern in vielen anderen europäischen Ländern illegal. Im Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden zum Beispiel wurde ein Nacktwanderer wegen „grob unanständigen Benehmens“ mit einer Geldbuße von 100 Franken (circa € 82,-) gemaßregelt.

Auch in Großbritannien ist das FKK-Wandern strafbar: Der rebellische Brite Stephen Gough wanderte nur mit dem Rucksack bekleidet durch Großbritannien und saß dafür sogar sechs Jahre im Gefängnis. Nach nur drei Tagen nackter Freiheit, wurde er wieder verhaftet.

Nacktwandern, © Mit freundlicher Genehmigung von Roshan Adihetti, adhihetti.com

Nacktwandern, © Mit freundlicher Genehmigung von Roshan Adihetti, adhihetti.com

Nacktwanderer in Österreich gesichtet

Auf der Postalm bei Strobl sorgte vor kurzem eine Gruppe von 20 Nacktwanderern aus Deutschland, Tschechien und der Schweiz für Interesse und Aufsehen. Sie seien nur mit Schuhen, Rucksäcken und Wanderstöcken ausgerüstet gewesen. Der Nischensport ist in Salzburger Regionen noch nicht sehr bekannt.

Ein einheimischen Wanderer, der Augenzeuge wurde, berichtet: „Ich bin sehr viel auf der Postalm unterwegs, aber Nacktwanderer habe ich bis jetzt noch nicht gesehen.“ Die Damen und Herren zwischen 40 und 60 Jahren seien ganz freundlich kurz stehen geblieben, um zu plaudern. Danach sei die Nudistengruppe weitergezogen. Für andere Wander hätten sie sogar für ein gemeinsames Foto posiert.

Rechtliche Infos zum FKK-Wandern in Österreich

In Österreich ist Nacktwandern offiziell erlaubt – allerdings muss der Wanderer dafür Sorge tragen, dass „der öffentliche Anstand“ gewahrt bleibt, zum Beispiel indem er stark frequentierte Routen und Plätze meidet.

Rechtlich ist das Nacktwandern in Österreich also eine Grauzone, sagt man bei der Polizei. Da das Wandergebiet nicht klar abgegrenzt ist wie etwa ein FKK-Bereich, wäre es möglich, die Nudisten wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ anzuzeigen. Der Strafrahmen erstreckt sich dabei bis zu einem Jahr Gefängnis. Das sollten die Anhänger des textilfreien Wanderns beachten, die glaubt man den Einträgen im Internet immer mehr Zulauf haben.

Nacktwanderung mit 95 Teilnehmern, © Mit freundlicher Genehmigung natury.de

Nacktwanderung, © Mit freundlicher Genehmigung natury.de


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