Sonnenaufgangswanderung am Wilden Kaiser – ein einzigartiges Naturschauspiel



Ein kühler Sommerwind weht mir um die Nase, als ich um kurz vor 5.00 Uhr aus meinem Auto bei der Wochenbrunner Alm in der Region Wilder Kaiser steige. Doch ein Blick zum klaren, glitzernden Sternenhimmel lässt mich das leichte Kältegefühl sofort wieder vergessen. Noch schnell die Bergschuhe geschnürt, Stirnband und -lampe auf, Handschuhe an, Rucksack geschultert und los geht´s! Die Müdigkeit sitzt mir noch etwas in den Gliedern und so stapfe ich bedächtig unserem Wanderführer Christopher Sojer entgegen. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe starten wir zur Sonnenaufgangswanderung auf das Bergsteigergrab. Zwei Stunden Wanderzeit und rund 500 Höhenmeter liegen vor uns.

„Versucht in aller Ruhe Euren eigenen Rhythmus zu finden, unser Körper ist nicht daran gewohnt so früh schon Leistung zu bringen“, erklärt Christopher der leicht keuchenden Gruppe. Nach ein paar Minuten werden unsere Schritte gleichmäßiger, ich setze einen Fuß nach dem anderen auf die taunasse Almwiese und genieße die Ruhe der Natur.

Wir sind schon oberhalb der Gaudeamushütte als das Kaisergebirge und seine Bewohner langsam erwachen. Neben fröhlichem Vogelgezwitscher hört man ein paar Grillen zirpen und der Wind trägt auch das helle Läuten von einzelnen Kuhglocken zu unserer Wandergruppe. Langsam verblassen die Sterne und die Morgendämmerung setzt ein.

Noch ist kein Gipfelkreuz zu sehen, aber Christopher versichert uns, dass wir den Aufstieg bald hinter uns haben. Nach einem kurzen steileren Stück haben wir es dann endlich geschafft und sind am Bergsteigergrab oder Baumgartenköpfl angekommen. Wie ein warmer Willkommensgruß blinzeln uns auch schon die ersten Sonnenstrahlen entgegen. Es dauert ein paar Minuten, bis die gesamte Bergwelt im goldenen Licht erstrahlt. Wir alle sind gefesselt von diesem magischen Naturschauspiel und merken erst nach einiger Zeit, dass sich langsam aber sicher Hunger breit macht.

Während jeder auf seinem persönlichen Lieblingsplatzerl genüsslich seine mitgebrachte Jause verspeist, erzählt uns Christopher vom legendären Bergsteiger Much Wieser und warum es hier Bergsteigergrab heißt. Der gebürtige Scheffauer, auch „Koasa Much“ genannt, war zu Anfang des 20. Jahrhunderts einer der Mitgründer der Edelweißgilde, viel bewunderter Alpin-Sportler und kümmerte sich darum, dass auf allen Gipfeln des Wilden Kaisers (immerhin über 40!) Gipfelbücher auflagen. Seine letzte Ruhestätte hat er sich selbst ausgesucht und diese sogar eigenhändig vorbereitet. Am 19. Oktober 1952 wurde Much Wieser dann zu seinem Felsengrab zur letzten Ruhe getragen – der Ministrant war damals kein geringerer als der spätere Skirennfahrer Toni Sailer.

Inzwischen sind die Sonnenstrahlen ganz schön warm geworden. Ich beschließe vor dem Abstieg noch meine Jacke in den Rucksack zu verstauen und schon machen wir uns langsam wieder auf dem Weg ins Tal. Kaum sind wir aus dem Wald rausgekommen, sehen wir noch ein paar Gämse, die hastig ein Geröllfeld passieren und im Nu wieder außer Sichtweite sind. Beschwingt von diesen Eindrücken sind wir im Handumdrehen wieder zurück an der Wochenbrunner Alm, wo wir alle noch beschließen eine kleine Einkehr zu machen. Danach geht es wieder zurück ins Tal, wo zumindest ich für meinen Teil noch ein Stündchen Schlaf nachholen werde.

Fakten zur Sonnenaufgangswanderung am Wilden Kaiser

– Anmeldung: bis 17 Uhr am Vortag in einem der Infobüros Wilder Kaiser oder online (Mai-Juni) oder (August-Oktober)
– Teilnehmer: mindestens 5 Personen, maximal 30 Personen
– Preis ab € 20-
– Bezahlung: in bar direkt beim Guide
– Man braucht dazu: festes Schuhwerk, Windjacke, Taschenlampe, Kamera und kleine Jause (Brotzeit), Sonnen- & Regenschutz
– Schwierigkeitsgrad: mittelschwierige Tour, Dauer 4 h, 5,5 km und 490 Höhenmeter
– Dauer: von 4:30 Uhr bis ca. 8:30 Uhr (Mai-Juli)
– Dauer: von 5:00 Uhr bis ca. 9:00 Uhr (August-Oktober)
– Treffpunkt: 5:00 Uhr Wochenbrunner Alm, Wochenbrunnweg 44, 6352 Ellmau

 


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