Mit hölzernen Rechen säuberten wir die Felder vom heruntergefallenen Laub“ erinnert sich der ehemalige Bauernknecht Lois Werlberger.

„Zu den Arbeiten im Herbst gehörte neben dem Mist ausbringen und vielen anderen Vorbereitungen auf den Winter auch das Laubrechen. Mit hölzernen Rechen säuberten wir die Felder vom heruntergefallenen Laub“. Das getrocknete Laub wurde in der „Streuschupfen“ vergoren, vielerorts kamen dazu noch die „Taxn“. Einige Knechte mussten dazu mit Steigeisen auf die Nadelbäume klettern um die tiefliegendsten Äste abzuhacken, die dann zu Brennholz klein gemacht wurden, während die Zweige (Taxn) mit einem länglichen Beil, der sogenannten „Prax“ zu Streu gemacht wurden.

Brennholz für die warme Stube – vom Holztransport und den Gefahren

Holz war lange Zeit das einzige Brennmaterial am Wilden Kaiser, die Winter waren lang und kalt und das „Brennholz richten“ eine wichtige Arbeit. Der Wald wurde ausgeputzt, das heißt, die dürren Bäume gefällt und das kleingeschnittene Brennholz an Hauswänden und Schupfen sauber geschlichtet. „Brennholz muss gut belüftet sein, damit es trocknet. Feuchtes Holz glost und verrußt den Ofen“ an dieser Aussage hat sich bis heute nichts geändert, wissen auch die Kachelofenbesitzer unserer Tage. Der Bauernknecht war im Winter bei der Holzarbeit. So weiß er auch um die Gefahren beim winterlichen Holztransport, dem das folgende Kapitel gewidmet ist.

Holzarbeit mit einer Pferdestärke

Bis Motorsägen und Traktoren mit Seilwinden zur Holzbringung eingesetzt wurden, brauchte es starke Männer, willige Pferde und viel Zeit, um das Holz aus den Wäldern zum Sägewerk zu bringen. Gefällt wurden die Bäume im Frühjahr „solange der Saft geht“. Jeweils zwei Holzknechte schnitten mit der Zugsäge Baum für Baum um. Die Äste wurden mit der Axt abgeschlagen, die Rinde abgeschält und die Bäume blieben so in ganzer Länge bis zum Herbst liegen wo sie dann auf das gewünschte Maß abgeschnitten wurden. Als „aufkranzen“ bezeichnete man den Arbeitsgang, bei dem die Kanten gebrochen wurden damit der Baumstamm beim Abtransport nicht überall hängenblieb und leichter zu ziehen war, wenn er über Almen und in Gräben zu Tal gelassen wurde bis zum Lagerplatz. „In Ellmau war der Lagerplatz bei der Auer-Lasser, das ist im hinteren Teil des Weißachgrabens, wo drei Gräben münden: Der Seebachgraben, der Mitterwald und der Wasserfall.“ erklärt der erfahrene Holzknecht. Hier hatte die Gemeinde als einer der größten Waldbesitzer im Weißachgraben einen Pferdestall gebaut.

Vom Pferdestall aufwärts bis zu einer Stunde wurden die schweren Schlitten und Ketten für den Holztransport bergan gezogen, immer ein Holzknecht mit einem Pferd. Höchstens zwei Partien waren gleichzeitig unterwegs. Besonders abenteuerlich klingt die Beschreibung zum Bau der Behelfsbrücken.

Brückenbauer in eisigen Zeiten

Mit viel Geschick und Phantasie wurden aus den unwegsamen Gräben Transportwege gemacht um das Holz auszubringen. „Wo Querungen von Gräben notwendig waren, haben wir sogenannte Eisbrücken gemacht. Davon brauchte es einige. Dazu wurden einige der gelagerten Baumstämme über den Graben oder Bach gelegt, den es zu überbrücken gab. Wenn möglich, wurden sie auf Steine aufgelegt oder mit Holz unterbaut. Der größte Baumstamm war am Rand, zur Mitte hin wurden die Stämme kleiner, sodass sich eine Wanne bildete. Diese Wanne wurde dicht mit Ästen ausgelegt, die Enden der Äste standen am Rand auf. Sobald es kalt wurde, goss man die Äste mit Wasser ein, damit sie vereisten. Erst wenn diese Notbrücke ordentlich vereist war, konnte sie benützt werden.“ Bei Tauwetter kamen die Holzknechte in Schwierigkeiten. „Einmal wurden am Ranhart 300 fm Holz geschlagen und wir mussten nachts mit den Holzschlitten fahren, weil es tagsüber schon taute und das Frühjahr näher rückte“ erinnert sich Lois an alte Zeiten.

Vom Lagerplatz zum Sägewerk fuhren bis zu 3 Pferdeschlitten gleichzeitig. Vom Lagerplatz wurden die Baumstämme im Winter mit Pferdeschlitten zum Sägewerk Feiersinger oder zur Auermühle in Ellmau gebracht, die weiteste Fahrt war zum Stanglmühlner, dem Sägewerk in Going. Vier Fahrten am Tag pro Schlitten waren schon eine sehr zufriedenstellende Leistung.

Der Weg wurde immer wieder instand gesetzt, ein „Wegmacher“  räumte Steine und Pferdemist weg, füllte Löcher auf, streute Schotter auf besonders steilen Wegstrecken  und versuchte möglichst alle Hindernisse zu beseitigen, die sich dem Holztransport auftaten. Gut befestigte Fahrwege gab es schließlich auch noch nicht in den Vor-Automobil-Zeiten am Wilden Kaiser.

Vom Schlitten zum Traktor

Auf zweierlei Art wurden die Holzstämme geliefert. Da gab es die einfachen Holzschlitten für das steile Gelände „wir haben die Holzschlitten den Hang hinauf gezogen und für die Talfahrt den Schlitten mit Holz beladen und außerdem noch einige Stämme nachgezogen“.

Kräfteraubend war nicht nur der Anstieg, auch die Talfahrt, bei der sich der Holzknecht in die „Tatz“ stemmte und mit aller Muskelkraft die einfache Bremse einsetzte, verlangte den Männern alles ab. Im flacheren Gelände wurden zwei Schlitten verbunden, im „Doppelschlitten“ zog das Pferd bis zu 6 fm Holz zum Sägewerk.

Mit dem Einsatz von Traktoren wurde der Holztransport schließlich ganzjährig möglich und die Arbeit der Holzknechte, wie sie Lois Werlberger in den Jahren zwischen 1946 und 1955 als Holzknecht beim Hubenbauer und beim Metzgerbauer in Ellmau erlebte, und wie sie viele Generationen lang praktiziert worden war, ist in dieser Form Geschichte.

 

Weitere Informationen: www.wilderkaiser.info


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